Aktuelles | Vorträge
Vorträge des Mindener Geschichtsvereins in der Saison 2024/25
Der Eintritt zu allen Vorträgen ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig.
Dienstag, 1. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Haus am Dom, Kleiner Domhof 30, Minden
Helmut Stange
Wilhelm Meissner (1770–1842). Ein Schaumburger Hofbaumeister zwischen Revolution und Biedermeier
Die „Architektur um 1800“ hat im deutschsprachigen Raum eine erstaunlich hohe Anzahl bedeutender, heute aber häufig vergessener Baumeister aufzuweisen. Ein Beispiel dafür ist Wilhelm Meissner, der um die Wende des 18. Jahrhunderts als Bückeburger Landbaumeister wirkte. Er war für fast alle öffentlichen Bauten verantwortlich, von den Schloss- und Gartenbauten in Hagenburg und der Klus über Mühlen, Scheunen oder Brücken bis hin zu seinen Planungen für das Kurbad Eilsen. Minden verdankt Meissner seinen ersten rein klassizistischen Bau. In seinem Vortrag wird Helmut Stange die Biografie Meissners vorstellen und auf seine wichtigsten Bauten im Schaumburgischen und in Minden eingehen.
Helmut Stange, geb. 1943 in Kiel, ist Jurist. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Tübingen, Berlin und Kiel und an King’s College London arbeitete er als juristischer Mitarbeiter in einer Londoner Anwaltskanzlei. 1974 trat er als Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten See- und Arbeitsrecht in eine wirtschaftsrechtlich ausgerichtete Sozietät in Hamburg ein, seit 1977 als Partner. Seit 2010 im Ruhestand, wandte er sich seinen kultur-, kunst- und regionalgeschichtlichen Interessen zu, zu denen er seitdem regelmäßig publiziert.
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Dienstag, 5. November 2024, 19:00 Uhr
Dorfgemeinschaftshaus Lashorst, Lübbecker Straße 4, 32361 Preußisch Oldendorf-Lashorst
Sebastian Schröder
Dem König ein Dorn im Auge: Das Gericht des Gutes Hüffe im 17. und 18. Jahrhundert
Es klingt geradezu unglaublich: Einst soll in Lashorst beziehungsweise Hüffe (heute Stadt Preußisch Oldendorf) ein Gericht bestanden haben. Zwar wurden dort keine Morde oder spektakuläre Kriminalfälle verhandelt, dennoch erstaunt die Tatsache, dass die Eigentümer des Rittersitzes Hüffe einen eigenen Richter angestellt hatten. Wer sich dabei die Gerichtslandschaft der Vormoderne, also der Jahrhunderte vor 1800, vor Augen führt, der stellt allerdings schnell fest, dass es damals eine enorme Vielzahl an unterschiedlichen Gerichten gab. Das in Lashorst beziehungsweise Hüffe ansässige Gericht lässt sich als adliges Patrimonial- oder Untergericht charakterisieren. Dabei kamen insbesondere Fälle der sogenannten niederen Gerichtsbarkeit oder zivilrechtliche Prozesse vor die Richter der Adligen.
In dem Vortrag werden mehrere historische Kriminalfälle geschildert. Beispielsweise geht es um Nachbarschafts-, Grenz- und Wegestreitigkeiten sowie Schulkonflikte. Überdies wird vom Argwohn des preußischen Königs berichtet, dem die adligen Gerichtsrechte ein Dorn im Auge waren. Ob es dem Monarchen gelang, das Gerichtswesen umfassend zu reformieren, wird ebenfalls Teil der Ausführungen sein.
Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem Heimatverein „Singgemeinde“ Lashorst e. V. durchgeführt.
Sebastian Schröder ist Stadtarchivar in Borgholzhausen. Nach einem Studium der Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften in Bielefeld und Münster schloss sich eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster mit einem Schwerpunkt im Bereich Westfälische Landesgeschichte an. Zugleich ist Sebastian Schröder Stadtheimatpfleger von Preußisch Oldendorf und Mitglied der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen des LWL. 2019 wurde er mit dem Geschichtspreis des Mindener Geschichtsvereins ausgezeichnet.
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Dienstag, 3. Dezember 2024, 19:30 Uhr, Aula der Domschule, Immanuelstraße 2, 32427 Minden
Sebastian Schröder
Minden schreibt Geschichte. Gründung und Entwicklung des Mindener Geschichtsvereins (1920er- bis 1940er-Jahre)
Geschichte wird gemacht; sie ist nicht einfach so da. Dabei hängt die Art und Weise, wie Menschen ihre Vergangenheit betrachten, bewerten, weiterreichen und so letztlich historische Ereignisse dem Vergessen entreißen und damit im wahrsten Wortsinn „Geschichte schreiben“, immer stark von zeitgenössischen Umständen ab. Die mehr als hundertjährige Historie des 1922 gegründeten Mindener Geschichtsvereins bietet Anlass, zurückzublicken auf die Zeit der Entstehung dieser Organisation. Weshalb trafen sich im Dezember 1922 in Minden Bürger der Stadt, um einen historischen Verein aus der Taufe zu heben? Welche Anliegen und Interessen verfolgten sie? Und was sagt das ganz allgemein aus über die damalige Stadtgesellschaft?
Diese Fragen sollen im Rahmen des Vortrags in den Mittelpunkt rücken. Darüber hinaus wird die Vereinsentwicklung bis in die 1940er-Jahre hinein verfolgt. Zugleich soll der Vortrag zum Nachdenken anregen, welche Geschichte wir heute schreiben wollen. Welche Themen bewegen uns? Welche Aspekte sollte ein Geschichtsverein heutzutage ansprechen?
Sebastian Schröder ist Stadtarchivar in Borgholzhausen. Nach einem Studium der Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften in Bielefeld und Münster schloss sich eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster mit einem Schwerpunkt im Bereich Westfälische Landesgeschichte an. Zugleich ist Sebastian Schröder Stadtheimatpfleger von Preußisch Oldendorf und Mitglied der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen des LWL. 2019 wurde er mit dem Geschichtspreis des Mindener Geschichtsvereins ausgezeichnet.
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Donnerstag (!), 19. Dezember 2024, 19:00 Uhr, Haus am Dom, Kleiner Domhof 30, 32423 Minden
Professor Dr. Thomas Vogtherr
Konrad II. zu Weihnachten 1024 in Minden. Was der Besuch des neugewählten Königs bewirken sollte und wie er zustande kam
Im Dezember 1024 und über Weihnachten hielt sich König Konrad II. in Minden auf. Er war eben neugewählt und stammte aus der rheinfränkischen Familie der Salier. Keine Urkunde berichtet von diesem Aufenthalt, wohl aber wurde er von den Chronisten der Zeit sorgsam verzeichnet. Der neue König stammte aus dem Rheingebiet. Er war also im sächsischen Gebiet ein Landfremder. Was mag ihn nach Minden getrieben haben? In welchem Zusammenhang steht sein Besuch? Was wollte er bewirken?
Bei seinem Besuch stieß Konrad II. auf den bedeutenden Mindener Bischof Sigbert. Dieser war ein bestens vernetzter Angehöriger der Reichskirche. Sigbert dürfte Konrad II. selbstbewusst begrüßt haben. Der Bischof dürfte keinen Zweifel daran gelassen haben, dass der neue König gut daran tun würde, freundlich mit Minden und mit den Sachsen im Allgemeinen umzugehen. Was wissen wir über diese beiden Männer, die sich hier erstmals begegneten?
Der Vortrag wird den Aufenthalt des Königs in Minden in den Zusammenhang königlichen Herrschens um die erste Jahrtausendwende stellen. Er wird den Versuch unternehmen, hinter den dürren Tatsachen Motive und Absichten der Beteiligten zu ergründen.
Professor Dr. Thomas Vogtherr hatte von 2001 bis 2023 den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an der Universität Osnabrück inne. Zwischen 2006 und 2016 war er Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Darüber hinaus ist er Mitglied weiterer Historischer Kommissionen und wissenschaftlicher Institutionen. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Landesgeschichte Niedersachsen, die Kirchengeschichte des Mittelalters sowie die Historischen Hilfswissenschaften, insbesondere die Diplomatik.
Der Vortrag wird ausgerichtet vom Dombauverein Minden, von der Gesellschaft zur Förderung des Mindener Museums und vom Mindener Geschichtsverein.
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Die für den 21. Januar 2025 geplante Vorstellung des Buchs „Hitlers Interviews“ von Lutz Hachmeister muss leider entfallen.
Der Autor ist am 26. August 2024 unerwartet verstorben.
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Dienstag, 11. Februar 2025, 19:30 Uhr, Hansehaus,
Papenmarkt 2, Minden
Dr. Christof Krieger
„Saufen für den Führer!“ Minden und seine Weinpatenschaften im Dritten Reich
Nie zuvor - und auch nie danach(!) - hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben: Unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch: Ab 1935 übernahmen annähernd 1000 Städte vom Rheinland bis nach Hinterpommern besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden „Festes der deutschen Traube und des Weines“ vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert worden waren. Der Volksmund machte daraus rasch die Parole: „Saufen für den Führer!“ Tatsächlich wurde den deutschen Winzern damit seitens des Hitlerstaates eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe in den Jahren der Hitlerdiktatur je zuteilgeworden ist.
Auch in Minden beteiligte man sich eifrig an dem staatlich verordneten Trinkgelage, wobei der ostwestfälischen Stadt unter anderem die Weinbaugemeinden Mesenich und Zell an der Mosel als „Patenkinder“ zugeteilt worden waren. Dr. Christof Krieger gibt in seinem Vortrag anhand bislang zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in eine weithin unbekannte Seite der NS-Diktatur.
Dr. Christof Krieger, geb. 1971 in Traben-Trarbach, Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in Gießen und Trier, seit 2001 Leiter des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach, Promotion 2015 zur Weinpropaganda im Dritten Reich.
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Dienstag, 11. März 2025, 19:30 Uhr, Hansehaus,
Papenmarkt 2, Minden
Jürgen Sturma
Selbst gesponnen selbst gemacht? Das ist keine Bauerntracht!
Eine Untersuchung zur Entwicklung der historischen Trachten in Abhängigkeit zum Angebot in der Stadt
Die Wechselwirkung zwischen Stadt und Land im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht im Fokus des Vortrags von Jürgen Sturma. Das Mindener Land war eine sehr vielfältige volkskundliche Region. Fast das gesamte Material für die regionalen Trachten wurde in den Städten und Flecken gekauft. Exemplarisch werden einige „Läden“ und ihre Produkte vorgestellt. Gibt es Impulse für die Entwicklung der traditionellen Kleidung auf dem Lande durch das Angebot in der Stadt? Ist der er Slogan „Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die schönste Bauerntracht“ auf der Basis der aktuellen Forschungen überhaupt noch gültig?
Jürgen Sturma, Diplomstudium der Biologie an der TU Braunschweig, bis 2020 wissenschaftlicher Koordinator an der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Stadtheimatpfleger der Stadt Minden seit 2021. Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen zu regionalhistorischen und volkskundlichen Themen, insbesondere zu den so genannten Minden-Schaumburger Trachten und die Trachten der Schönhengster Sprachinsel in Mähren.